top of page
Suche
  • marianneweibel

Gendersprache. Der Spagat zwischen «Gleichbehandlung» und korrektem Deutsch.


Viele zerbrechen sich den Kopf, wie sie geschlechtergerecht schreiben können, um keine Menschen zu diskriminieren. Varianten gibt es einige, jedoch keine, die alle Bedürfnisse decken und sprachlich richtig sind. Ein Plädoyer für einen lesefreundlichen Text.


«... und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker» – schon x-mal gelesen, gehört und folglich im Hirn abgespeichert. Da die gesetzlich verordnete Aussage nicht mehr geschlechtskonform ist, wurde sie angepasst. Denn die Sprache zieht bei gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen mit, meistens mit der Erweiterung des Wortschatzes durch Anglizismen. Für das Regelwerk unserer Sprache ist der Rat für deutsche Rechtschreibung zuständig. Er hat entschieden, Gendersymbole wie * in diesem nicht aufzunehmen. Weil die Gendersymbole nicht der deutschen Sprache entsprächen und gesellschaftspolitische Aufgaben nicht mit orthografischen Regeln gelöst werden können.


Die gängigsten Varianten der geschlechtergerechten Sprache

Insbesondere in der Unternehmenskommunikation werden Gendersymbole wie * verwendet. Aber es gibt auch andere Möglichkeiten, sich sprachlich der gesellschaftlichen Veränderung anzunähern.

Doch so einfach ist die sprachliche Anpassung nicht

Verfechterinnen der Gendersprache meinen es eigentlich gut. Denn aus ihrer Sicht wird durch die Sprachanpassung die Welt gerechter. Aber beim genauen Hinschauen schaffen wir die «gerechtere Welt» nicht mit orthografischen Sprachveränderungen. Denn

  • die Gendersymbole sind nicht barrierefrei und erschweren den Leseschwächeren den Zugang zum Text

  • je nach Sprachvariante werden im Text männliche und weibliche nur teilweise und non-binäre Menschen gar nicht berücksichtigt

  • die Lesbarkeit wird erschwert und demotiviert zum Weiterlesen

  • Anpassungen können gesetzeswidrig sein

  • sie verstösst zum Teil gegen die deutsche Rechtschreibung und Grammatik

Auch andere Sprachakademien tun sich schwer mit der Gendersprache

Abgesehen von der englischen Sprache, die mit wenigen Ausnahmen per se geschlechtergerecht ist, sind die sprachlichen Hürden im Französischen und Spanischen hoch, wie folgende Beispiele zeigen: «Les hommes et les femmes se sont rencontré·e·s»; «tod@s oder todxs; l@s oder lxs». Aus diesem Grund belässt man in Frankreich die maskuline Dominanz in der Grammatik und spricht folglich eine Abgeordnete immer noch mit «Madame le député» an. Zudem ist das schriftliche Gendern an den Schulen verboten. In Spanien kämpfen wenige Politikerinnen eher erfolglos für die inklusive Sprache.


Gefragt: Sprachtoleranz

Da sich die heutige deutsche Sprache für ein konsequentes, geschlechtergerechtes Schreiben nicht eignet, braucht es einen Kompromiss. Als Verfechterin eines guten Textes halte ich mich mit einigen Ausnahmen an die geschlechtsneutrale Form und den Wechsel der Geschlechter.

bottom of page