Ob Millennials, Digital Immigrants oder Unternehmen. Viele verabschieden sich von den sozialen Medien – aus unterschiedlichen Gründen. Beflügelt dieser Trend die Markenkooperation?
Mit folgendem Post verabschiedete sich neulich eine Facebook-Freundin von der Community.
Liebe Community. Ich habe mich entschieden, diesen Kanal zu löschen, denn – ich habe die Lügengeschichten und Hasstiraden im Netz satt – ich will mich nicht mehr von einem intransparenten Algorithmus verführen lassen – ich will mich durch Brainwashing nicht instrumentalisieren lassen und mich stresst die Diskussion rund um Cancel Culture. Tschüss liebe Community und viel Spass in den «unsozialen» Medien. Auf bald liebe Freunde. Wir sehen uns.
Eine Social-Media-Müdigkeit macht sich breit
Aus verschiedenen Studien geht hervor, dass einige Nutzer eine gewisse «Social-Media-Müdigkeit» verspüren. Das ständige Scrollen durch Feedbacks, die Informationsflut, die immerwährende Verfügbarkeit führen zur Erschöpfung. Und die negativen Nachrichten, die sich sechsmal schneller verbreiten als positive, schlagen aufs Gemüt. Um diesem digitalen Hamsterrad zu entfliehen, richten Nutzer «Mental Health Days» ein, besuchen ein «Digital-Detox-Camp» oder ersetzen ihre Social-Media-Accounts durch echte soziale «Kanäle». Auch Digital Natives verabschieden sich gemäss Zukunftsreport 2021 von den kuratierten Online-Identitäten, um endlich wieder «sich selbst» zu sein. Sie wollen sich mit «echten» Freunden austauschen, die die gleichen Interessen und Werte pflegen.
Auch Unternehmen zeigen Social Media den Rücken
Bereits Ende 2021 hat sich das britische Kosmetikunternehmen Lush von Facebook, Instagram, Snapchat und Tik Tok verabschiedet. Aus ethischen Gründen und weil es Algorithmen und Plattformen ausgeliefert war, die es nicht mitgestalten konnte. Bis heute hat dieser Entscheid das Geschäft nicht beeinträchtigt. Aus ähnlichen Gründen löschten Luxusmarken wie Bottega Veneta ihre Social-Media-Kanäle.
Welche Auswirkungen hat dieser Verzicht?
Diese Frage umtreibt jeden Marketer, wenn der wichtigste Marketing-Kanal für die Erreichung eines jungen Publikums wegbricht und der Traffic sinkt. Um diese Entwicklung zu kompensieren, gestaltet Lush ihre Geschäfte in «Erlebnisoasen» um und intensiviert Kollaborationen mit anderen Marken, insbesondere, um neue Zielgruppen zu erschliessen.
Avancieren Markenkooperationen zu einem neuen Trend?
Gemäss diversen Studien haben sich Markenkooperationen zu einem Trend entwickelt. In England und den USA sind sie bereits heute fester Bestandteil des Marketingmix. Zu beachten bei einer Markenkooperation ist neben der Zielerreichung der positive Imagetransfer.
Formen von Markenkooperationen
Co-Promotions Gemeinschaftliche Promotion (z.B. On-Pack Promotion, Bundle-Promotion)
Co-Advertising Werbung zweier Marken mit gemeinsamer Sichtbarkeit
Co-Events Kooperative Veranstaltung zur Ansprache einer gemeinsamen Zielgruppe
Co-Branding Mehrere bekannte Marken präsentieren ein neues Produkt/eine gemeinsame Leistung
Co-Referencing Gegenseitige Präsentation und Empfehlung der Partnermarke bei eigenen Kunden
Medienkooperation Zusammenarbeit einer Marke mit einem Medienunternehmen
Cross-Selling Gegenseitige Nutzung der Vertriebskanäle zur Gewinnung neuer Zielgruppen
Co-Marketing Zusammenarbeit zwischen Hersteller/Dienstleister und Handel bei der Vermarktung
Ingredient Branding Kommunikative Verknüpfung von Bestandteilen eines Produktes mit einem Endprodukt
Fazit
In gewissen Branchen ist der Kommunikationsverzicht in den sozialen Medien kaum vorstellbar. Trotzdem gibt es Unternehmen, die statt Reichweite den Fokus auf qualitative Kontakte legen. Könnte dies neben der Verstärkung der Markenkooperation die Wiedergeburt von totgesagten Kommunikationsträgern sein?
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